Warum Pandas Handstand machen – ein zoologisches Schmunzelkabinett

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Da die Zeit der Gabentischbeschickung nicht mehr allzu fern ist, möchte der Anregungsservice unserer kleinen Naturschutzgruppe die Aufmerksamkeit lenken auf ein kleines, im höchsten Maße amüsantes und des Nachdenkens wertes Buch lenken, das – fundiert mit einer im Anhang befindlichen umfangreichen Literaturauswahl – die ungeheure Vielfalt der tierischen Verhaltensweisen anspricht.

 Tiere sprechen mit ihrem Körper. In Panama gibt es Frösche, die – wie Blücher mit seinem Vorwärts-Degen – den anderen Fröschen mit Vorder- und Hinterbeinen die von ihnen gewünschte Richtung anzeigen.

Tiere singen, trauern, spielen, sind untreu, sind homosexuell, sind sozial, pädagogisch, reisen gern, freuen sich des Lebens – und einige von ihnen sind kaltblütige Massenmörder – wenn auch unsere moralischen Kriterien hier nicht greifen, geschweige denn die Dimenionen, die wir Menschen auszufüllen versuchen.

Es gibt Tiere, die sich im höchsten Maße parasitär verhalten, wenn auch hier unsere Spezies unübertroffen bleibt, indem sie Exemplare hervorbringt, die am Tag 20.000 Euro verdienen und mit einem Federstrich mal 12.000 Menschen entlassen, wenn sich ihre wirtschaftlichen Größenphantasien als sinnfreie Luftblasen entpuppen.

Die Aneinanderreihung der vielen Merkwürdigkeiten aus dem hochkomplexen Beziehungsgeflecht im Reich der Tiere, löst im Leser das Vergleichen mit uns Menschen, die wir der gleichen Gattungsgruppe angehören, geradezu heraus. Und da die meisten Vergleiche hinken, wenn sie nicht in den vielfältigen Gegebenheiten und Notwendigkeiten eines Zusammenhanges – hier des ökologischen – gesehen werden, sollten sie so stehen bleiben. Sinn des Buches ist es, unseren Sinn  und unsere Bewunderung für die unendliche Vielfalt der Ausdrucks- und Verhaltensweisen unserer Tierwelt wieder ins Bewusstsein zu rufen.

In unseren modernen Zeiten, in denen die Vielfalt der menschlichen Verhaltensweisen unablässlich und immer druckvoller – meist aus marktökonomischen Gründen – den Versuchen von Standardisierung und Vereinheitlichung mit dem Ziel des marktkonformen Menschen ausgesetzt ist, lösen diese Ergebnisse aus der Verhaltensforschung der Tiere nicht nur Schmunzeln sondern auch Nachdenken aus.

Auch als Vorlesegeschichten-Fundus für neugierige Kinder ist das Buch sehr zu empfehlen.

Leider nur noch gebraucht für schmale €  zu erstehen: 

ISBN 978-3-550-08692-2

Gute Lektüre für dunkle Novemberstunden

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Bis in diese Novembertage hat sich das Laub auf den Bäumen gehalten. Ungewöhnlich eigentlich. Die Tage werden kürzer. Zeit also, endlich den angesammelten Lesefundus zu sichten und in Angriff zu nehmen.

Beim hiesigen Buchhändler des Vertrauens fiel dem an der Tierwelt Interessierten beim Stöbern ein kleines, hübsch gestaltetes Buch auf, das wie geschaffen schien, als Gute-Nacht-Lektüre zu dienen. 

Dem Titel und dem Inhaltsverzeichnis ist zu entnehmen, dass sich um und mit „Ameisen“ bis „Zitteraalen“ ein bunter Strauß von ernsten Informationen und kurzweiligen, lustigen Tierweltgeschichten zu entfalten verspricht.

Kurzweilig:

„Eine objektive Kuh gibt es nicht“, aber es gibt Einzelkühe. Wer weiß den schon, dass Kühe, denen man Namen gibt – wie die britischen Milchbauern einer Untersuchung das tun – im Jahresdurchschnitt 258 Liter mehr Milch gaben, wie ihre namenlosen Gefährten?

Quelle: keine-gentechnik.de

Wer weiß denn schon, dass – wie der Naturforscher Josef Reichholf feststellt – sich Rabenvögel, Enten und viele andere Vögel inzwischen viel lieber in den Städten als auf dem Lande aufhalten: „Die Dörfer verschließen sich der Natur, die Städte öffnen sich ihr.“

Wer weiß denn schon, dass Erdmännchen über ausgefuchste pädagogische Strategien verfügen? Ihren Jungen legen sie zuerst einen toten Skorpion vor, dann einen lebenden, dem sie aber den Giftstachel herausgerissen haben, und schließlich, wenn die Jungen die Erwachsenen lange genug beobachtet haben, wird ihnen lebende und kampffähige Beute vorgelegt.

Quelle: screenshot YouTube/Will Burrard-Lucas

A propos Obersülzer Frösche! Wer weiß denn schon, das die  winzigen Bromelienfroschweibchen ihre Eier, wenn sie von den Männchen befruchtet wurden, einzeln auf einen bis zu 20 m hohen Bromelienbaum herauf schleppen und sie in die halbröhrenförmigen wässrigen Blätter ablegen. Und das einige Wochen lang rauf und runter, um die Kaulquappen zu ernähren. Dabei fällt für den Bromelienbaum nährstoffreicher Kot ab – eine symbiotische Win-Win-Situation, wie der Ökologe Josef Reichholf befindet.

Quelle: farm8.static.flickr.com

Informativ, Nachdenken anregend und Augen öffnend:

Helmut Höge, Wissenschaftsjournalist, Biologe und Amateurforscher, bezieht sich immer wieder auf Naturforscher, Ökologen und Biologie-Wissenschaftler, die sich auch als „Amateure“ verstehen (im Sinne von „amator“: die lieben, ohne Gegenliebe zu verlangen). Wenn über den Zebrafisch allein im Jahre 2015 etwa 25.000 Studien veröffentlicht wurden, muss schon gefragt werden, welchen Nutzen aus diesem zur „Laborratte“ herunter gekommenen Fisch gezogen werden kann.

Es wird deutlich, dass Helmut Höge nicht diese „grobschlächtige Wissenschaft“ präferiert, sondern sich um die Erkenntnisse von Naturwissenschaftlern bemüht, die statt aus toten diese aus dem Leben der Tiere gewinnnen und zur Diskussion stellen: „Ihr erforscht den Tod, ich das Leben“ (Jean-Henri Fabre).

Des Nachdenkens wert ist, inwieweit aus dem Werk des Naturforschers Darwin nur das Paradigma der Entstehung vom Einzeller bis zum Homo Sapiens als „einzige“ Motoren der Evolution zufällige Mutation und Selektion in einem Kampf ums Überleben der Fittesten als Lehrbuchmeinung installiert wurde und zeitgleich erschienene Werke z.B. von Pjotr Kropotkin über die „Gegenseitige Hilfe im Tier- und Menschenreich“ sich nicht im Bewusstsein der damaligen Wissenschaft wieder finden konnten. Fortschritt, Innovation, Konkurrenz, Eliminierung des Untauglichen waren die „Werte“ der damaligen Zeit des Imperialismus und Kolonialismus – und weit darüber hinaus bis in unsere Tage.

Heute jedoch stellt Lynn Margulis ihr in lebenslanger Arbeit und zunehmend akzeptiertes Konzept zur Diskussion, nach dem sich Leben auf diesem Planeten nicht im “Kampf ums Dasein” entwickelt hat, sondern durch Symbiosen von Einzellern und Bakterien.

Helmut Höge: „Die lustige Tierwelt und ihre ernste Erforschung“ kann für € 16,00 beim lokalen Buchhändler oder direkt beim Verlag mit gutem Gewinn erstanden werden.

Ein Wesen namens Bien -50 Millionen Jahre alt

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„Das älteste bisher entdeckte Bienen-Fossil, ein Exemplar der Art Melittosphex burmensis, wurde in burmesischem Bernstein gefunden und wird auf ein Alter von 100-110 Millionen Jahren geschätzt. Da jedoch vermutet wird, dass es sich hier nicht um eine Biene, sondern eine Wespe handeln könnte, war dieses Fossil für die Forscher nicht brauchbar. Das älteste Fossil, welches sie in ihre Untersuchung mit einbezogen, war ein Exemplar der Art Cretotrigona prisca aus der späten Kreidezeit. Das exakte Alter ist umstritten, aber man nimmt an, das Fossil könne 65 Millionen Jahre alt sein. Damit hat diese noch den einen oder anderen Saurier sehen können.“[ (Quelle) ]

Der Imker und Tischler Johannes Mehring war der erste, der den Bienenschwarm als „Einwesen“ zu betrachten.
Der Soziobiologe Jürgen Tautz geht heute noch weiter und vergleicht den Bien mit einem Säugetier.
Zu dieser Gattung gehören auch wir Menschen, die Nutznießer der Symbiose mit den Bienen. Dass Menschen sich als die Krone der Schöpfung betrachten und daraus das Recht ableiten, die Natur dem Zwang von Nützlichkeit und Profit zu unterwerfen, kündigt alle symbiotischen Zusammenhänge auf, von denen der Mensch existenziell abhängig ist.

Timm Koch hat ein lesenswertes Buch geschrieben:
Timm Koch: Herr Bien und seine Feinde.2018, Frankfurt/Main (Westend-Verlag ), 20 €.
Koch – ein engagierter und praktizierender Imker – beleuchtet in einer sehr persönlichen, kurzweiligen Weise seine Beziehung zum Bien, dessen Herkunft, Lebensweise und aktuelle Bedrohung.

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(Das Buch gibt es beim lokalen Buchhändler des Vertrauens.)

Schleiereulenpower

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Wir verfolgen bereits seit vielen Jahren, wie sich die Schleiereulen im Kirchturm von Obersülzen und in dem Nistkasten eines benachbarten Daches entwickeln.

2012 mussten wir feststellen, dass die Dohlen den Zugang zum Nistkasten so verbarrikadiert hatten, dass eine der Schleiereulen nicht mehr heraus kam, starb und über den Winter hinweg mumifizierte (hier der Bericht).

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Inzwischen haben sich die Schleiereulen im Turm prächtig entwickelt. Die erste Brut wurde im Juni ordnungsgemäß getauft ( hier der Bericht ).

Nun hat das vermutlich gleiche Paar im benachbarten Nistkasten eine zweite Brut hervor gebracht.

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Mit der upCam lässt sich das Treiben im vorderen Teil des Nistkastens gut beobachten.

Mit dem Wechsel der Kameraperspektive in den hinteren Teil des Kastens ergibt sich ein vollständiges Bild: 6 Schleiereulennestlinge!

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Bilder: Wünnenberg und upCam

Neues aus der Obersülzer Vogelwelt

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Wir Menschen neigen nun mal dazu, andere Naturwesen zu vermenschlichen – sei es herablassend, weil: wir sind die Krone der Schöpfung, sei es aus dem Bedürfnis, der Natur ganz nah zu sein, uns als Teil von ihr zu begreifen („Mein Freund, der Baum“).

Nur so aus Neugier: Was geht dem Turmfalken durch den Kopf, angesichts der ausdauernden Bemühungen des Fotografen tief unter ihm?

Ignoriert er ihn souverän, stellt er eitel seine Zuckerseite zur Schau? Was weiß man schon.

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Ihn hat man seit Tagen schon gehört. Zu sehen ist der scheue Kuckuck kaum, so als schäme er sich ( wo wir schon beim Vermenschlichen sind), dass er es bequemerweise vorzieht, seine Eier in die Nester anderer meist kleinerer Vögel zu legen und sie von denen auf Kosten der eigenen Brut ausbrüten zu lassen – eine Verhaltensweise, die manchen Angehörigen unserer Spezies nicht so fremd ist: Schmarotzen zu Lasten der Allgemeinheit.

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Dieser Kuckuck musste erschöpft rasten und sich – wohl benommen – sichtbar machen, weil er in einen Abwehrkampf – mit einem Wirtsvogel? – verwickelt war und dabei nicht nur Federn ließ –

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– sondern auch sein 18 mm großes Ei.

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Informationen zur cleveren Eiablage des Kuckucks finden sich hier.

Bilder: F. Sauer

Kerwe-GehEule in O

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Während in einem feudalen Daimler geduldend der führende Kerweborsch sich und seine Kumpanen in ein Stimmkoma heulte, folgte ihm wie in jedem Jahr der heiter-entspannte Kerwezug.

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Auch unser kleiner Naturschutzverein war – wie in jedem Jahr – vertreten, um Kindern den Hauch einer Ahnung des – im aktuellen Falle – dekorativen Nutzens von Totholz zu vermitteln.

Schon früh versammelte sich der geballte haushandwerkliche Sachverstand, um zu beratschlagen,  wie die liebevoll aufgebohrten Astteile in ein dekoratives Schmuckstück zu verwandeln seien.

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Die Schnitt- und Bohrexpertin hatte bereits feste Vorstellung vom Handlungsablauf …

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…. während das Planungskomitee noch diskutierte…,

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.. um schließlich das exakt vermessene Produkt eines – so leid es tut – männlichen Tüftlers zu akzeptieren.

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Der Besucherandrang sprach für sich

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Da unser kleiner Verein sich den digitalisierten Zeitläuften nicht entziehen will, hat er in einem dem Kirchturm gegenüber liegenden Dachfirst installierten Schleiereulenkasten – was man vor Dohlen unbedingt geheim halten sollte – eine WebCam durch einen versierten vereinsinternen Experten montieren lassen. (Eine WebCam ist eine Winzigkamera, die bei einer Bewegung loslegt und filmt – das sind halt so Sachen, die man auch als alter Mensch kennen sollte.)

Nun produziert und produziert dieses Kamerading … und die Schleiereule bewegt sich nun mal oft. Also verfügen wir über eine Datenflut, die der NSA zur Ehre gereichen würde … oder mindestens dem BND …, wenn diese Kamera nicht die heilsame Angewohnheit hätte, bei SPEICHERVOLL alles zu löschen und neu anzufangen. Sehr zu empfehlen für NSA und BND.

Also liegen wir auf der zeitraubenden Lauer, um möglichst spannende Momente des Schleiereulenlebens aufzufangen.

Dazu haben wir auf der Kerwe informiert, indem wir aus der ungeheuren Datenflut – abgestimmt, auf die Aufmerksamkeitsspanne des normalen TV-Guckers einen 2 minutigen kleinen, spannenden Film auf dem eigens installierten Laptop – mit Strom aus der evangelischen Kirche! – gezeigt haben.

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Und hier ist zu sehen -wenn´s klappt – „Das geheime Schleiereulenleben“ – ganz ohne Kerwegeheule.

Bilder und Film: Haas und Wünnenberg

ARTE-Dokumentation über das Spatzenleben in der Welt

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Bei ARTE ist eine wunderschöne Dokumentation über Spatzen zu sehen:

Spatzenleben in Kairo, New York, in China, Moskau, Wien und Paris.

Das Anschauen wird empfohlen (43 Minuten) – als Einstimmung auf die Vogelbeobachtung am Sonntag.

Viel Vergnügen.

Zum Geier – was weiß man schon

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In den alten Zeiten, in denen wir Jungen wie der Geier hinter dem 35. Karl-May-Band „Unter Geiern“ her geierten, um ihn dann endlich  zu lesen – bei Leseverbot („Junge, du verdirbst dir die Augen vom vielen Lesen!“) unter der Bettdecke, beleuchtet mit der Taschenlampe -, wurde uns von Geiern ein sehr eindeutiges Bild vermittelt: Da lauerten diese feigen, hässlichen, blutrünstigen Geschöpfe am Rande des Llano Estacado und warteten geduldig (das immerhin!) auf den verdurstenden Reiter, der sein getreues, aber ebenso verdurstendes Pferd am Zügel, unter der unbarmherzigen Sonne ermattet seinem unausweichlichem Tode abseits aller wegweisenden Pfähle zu trottete.

Trostlose, grausame Natur – von Geiern letzten Endes wieder ins Reine gebracht.

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Free Documentation License 1.2.

Und dann noch diese Karl-May-Menschen, die sich wie Geier verhielten: hinterhältig, feige, unendlich gierig.

Dabei – das weiß man heute – sind Geier gar nicht gierig. Sie sind eher bescheidene Esser. Nur etwa 5 % ihrer Körpermasse wird durchschnittlich pro Tag an Fleisch verzehrt.

(Da lohnt sich zum Vergleich mal ein Blick in den neuen Fleischatlas, der genau über den Fleischverzehr von uns Menschen Auskunft gibt.)

Gänsegeier und auch der Mönchsgeier können wahre Hungerkünstler sein und von ihren Fettdepots unter der Haut und in der Bauchhöhle bis zu 5 Wochen auskommen.

In der Schule – Hauptfach Religion – ging es weiter: „Wo das Aas (ist), dort werden sich die Adler / Geier versammeln.“(Mt 24,28 / Lk 17,37).

Adler, Geier – was denn nun? Das waren so philologische Spitzfindigkeiten zwischen Einheitsübersetzung der Bibel und der Elberfelder Bibel.

Im Fach Geschichte ging es weiter: War es nun ein Adler oder war es ein Geier, der dem armen an den Felsen geschmiedeten Prometheus im Kaukasus jeden Tag ein Stück Leber wegfraß?

Und waren es nicht 6 Geier, die Romulus und Remus den Ort wiesen, an dem sie Rom bauen sollten?

In Deutsch lasen wir mit verteilten Rollen im König Richard II, 2. Akt, 1. Szene, laut vor:

„Die Eitelkeit, der nimmersatte Geier, // Fällt nach verzehrtem Vorrat selbst sich an.“

Ein Geier, der sich selbst auffrisst? Hol´s der Geier, ein gutes Bild hatten wir von ihm nicht.

Ägypten kam in der Schule damals allenfalls am Rande vor, sonst hätten wir von den Mythen der Ägypter lernen und unser Bild etwas korrigieren können. War doch der Geier ein Tier, dass die Nechbet, die Himmelsgöttin und die oberste Göttin Oberägyptens symbolisierte. Könige von Oberägypten trugen die Geierhaube oder den Geierkopf auf ihrer Krone.

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Nechbet-Darstellung im Hatschepsut-Tempel in Luxor

Und von Indien hatten wir ein geographisches Bild, das wir (manchmal) auf der Karte identifizieren konnten. Heute können wir nachschlagen, dass Bhasak der Name eines respektierten Schutzgeiers war, der überwachte und schützte und gleichzeitig darauf hinwies, dass der Ort, an dem er zu sehen war, viele Herden hatte, also sehr reich war. Die Leute protzten mit den Geiern – heute protzen andere Geier anders.

Dass indianische Völker über ein sehr reiches kollektives Gedächtnis von Mythen verfügen, war ja nun auch nicht gerade „Stoff“ – wäre aber eine schöne Geschichte gewesen, um die Hässlichkeit des Geiers zu erklären:

Einmal – so geht der indianische Mythos – war die Sonne der Erde so nahe, dass alles Leben auf der Erde in Gefahr geriet zu verbrennen. Tiere waren die ersten, die entschlossen waren, die Sonne wieder an ihren angestammten Platz zu bringen. Der Fuchs nahm als erster die Sonne in sein Maul, versuchte zum Himmel zu rennen und die Sonne dort wieder anzubringen. Ihm wurde die Sonne im Maul zu heiß – er musste aufgeben. Seit dem ist die Innenseite des Fuchsrachens schwarz. Das Opossum wickelte dann die Sonne um seinen Schwanz – zu heiß – die Schwanzhaare verbrannten. Bis heute ist der Schwanz des Opossums haarlos. Der Geier in seiner ganzen Federpracht auf Kopf und am Hals nahm dann als dritter die Sonne in seinen Schnabel, drückte sie an den Hals, breitete seine fast drei Meter breiten Flügel aus und flog mit voller Kraft in den Himmel – und schaffte es: Bis heute ist die Sonne wieder an ihrem angestammten Platz. Allerdings muss der Geier seitdem mit kahlem Hals durch die Lüfte schweben.

Was ihm letztlich auch zum Vorteil geriet: Er kann seinen kahlen Hals so tief in die Aas-Eingeweide stecken, dass ihm die umständliche Reinigung eines dichten Federkleides um Hals und Kopf herum erspart bleibt.

Und die Verdauung eines Geier schließlich! Wenn unsereins so langsam vom trockenen Riesling Abstand nehmen muss, fängt der Bartgeier erst an. Der ernährt sich ausschließlich von Aas und zu 80 % von Knochen, die sein besonders saurer Magensaft vollständig hinmacht. Hals und Magen sind so dehnbar, dass er Knochen bis zu 30 cm Länge verschlingen kann. Clever ist er auch noch: Große Knochen lässt er aus etwa 150 m Höhe auf felsigen Untergrund herunter fallen, auf dem sie in handliche Stücke zersplittern.

Und nun herrscht bei uns in Obersülzen zu recht ornithologische Erregung, ist doch – von Obrigkeim her kommend – ein Gänsegeier gesichtet worden.

Gänsegeier

Matthias Kabel, wikipedia, CCA 3.0-License (Creative Commons Attrribution/Share Alike 3.0)

Wird es dem nicht zu einsam? Die Geier sind doch gesellige Burschen und brüten meist in Kolonien mit über 100 Brutpaaren. Ist er auf der Durchreise? In europäischen Gefilden hatte ein Geier bisher nicht allzu Gutes zu erwarten. Seit dem 19. Jahrhundert wird er verfolgt und ausgerottet: Ein Geier verbreitet Krankheiten. Mit Strychnin wurde ihm zu Leibe gerückt. Da war noch nicht bekannt, dass Geier mit ihrem Magensaft sämtliche Bakterien und Viren vernichten.

Heute ist er geschützt und wird z.B. in den Cevennen wieder angesiedelt.

Wenn wir beobachten könnten, wie unser Gänsegeier als ausgezeichneter Segler in hohen Lüften schwebt, dann mit bestimmten Flügelbewegungen signalisiert, dass er aus höchsten Höhen Aas gesehen hat – und wartet, bis er sicher ist, dass ein anderer Genosse in bis zu 6 km Entfernung seine Signale gesehen hat – und dann erst in den Sinkflug zum Aas geht, dann haben wir auch noch etwas über das gute Sozialverhalten von Geiern erfahren – und vielleicht lockt er so noch andere Gänsegeier an.

Weiß jemand, warum der Gänsegeier „Gänse“geier heißt?

NACHTRAG:

Das Naturschutzbüro-Zollernalb hat über den hiesigen Gänsegeier eine umfassende Berichterstattung mit vielen interessanten Bildern ins Netz gestellt.

Weitere aktuelle Bilder sind auf dieser Website zu sehen.

Grau-blaue Präzision

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Sprechen wir noch vom Wetter, das ständig aprilhaft zwischen Grau und Blau wechselt oder schon vom Klimawandel?

Jedenfalls tanzen bereits Mücken in der Wärme der untergehenden Sonne ihren kurzen Lebenstanz.

mueckenBild: H. Wünnenberg

Unwillkürlich greift man in die Hosentasche. Ist Geld dabei? Falls ein früher Kuckuck schreit.

Aber das kann ja nicht sein, kommt der Kuckuck doch erst dann, wenn seine Wirtsvögel auch wieder da sind und brüten und er ihnen seine Eier ins Nest legen kann.

Und wo ist er denn jetzt?

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Tim Peukert; wikipedia: CCA.3.0-License 

 

Das untersuchten Biologen aus den USA, Schweden und Deutschland. Sie statteten Kuckucksvögel ( Cuculus canorus ) ( 5 männlich, 3 weiblich ) in ihren Brutgebieten in Ost-Dänemark und Südschweden mit einem winzigen Uhr- und Kompasssystem aus, welches die Vögel im Herbst bei ihrem Flug in die Mitte Afrikas und zurück – eine Strecke von 16.000 km – überwachen konnte. In zeitlichen Abständen setzte das Miniatursystem Daten ab, die per Satellit empfangen und ausgewertet wurden.

Die Daten ergaben, dass die Kuckucksvögel, die einzeln unterwegs sind, unerwartet präzise navigieren. So kommen sie zeitlich exakt dann in den südlichen Randgebieten der Sahara an, wenn es dort wegen der Regenzeit genügend Nahrung gibt.

Zudem wählen sie ihre Route – mit minimalster Abweichung – ungemein präzise – und das auch bei Nacht und über 7000 km des Rückfluges nach Europa. Dazu passen sie ihre Zeiten denen ihrer Wirtsvögel an – wenn die da sind, kommen sie auch an.

Nun könnte man argumentieren, dass das kein Wunder bei ihrem genetisch eingeprägten Richtungssinn ist. Doch muss das ein geschmeidiges Gen-Programm sein, das die unwägbaren klimatischen und räumlichen Veränderungen exakt berücksichtigt – also kein fest programmiertes, sondern ein adaptives, selbst organisierendes. Wie überhaupt die Frage interessant ist, wie der Kuckuck es schafft, Eier in den Färbungen der Wirtsvögel zu produzieren.

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Kuckucksei ( das größere) im Gartenrotschwanznest  Grüner Flip: 2008: wikipedia/lizenzfrei

Die einfache Erklärung, dass das Kuckucksweibchen seine Wirtsleute halt sehr genau beobachtet, greift doch wohl nicht. Ein Grund mehr, sich mit dem interessanten Feld der Epigenetik zu beschäftigen.

Schwarmintelligenz – was immer das auch sein mag – trifft´s hier nicht als Erklärung, der Kuckuck ist ein Alleinflieger. Die Wissenschaftler munkeln von einem Geruchssinn.

Gut ist doch, dass die Möglichkeiten dieser winzigen Überwachungssysteme zum reinen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn genutzt werden – und dafür auch noch Geld da ist -, und nicht zur Effektivierung globaler Überwachungssysteme.

 

 

Es geht aufwärts

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16 Uhr – das ist nicht gerade die Zeit, um an das Zubettgehen zu denken – was aber Vögel tun; denn zur Zeit baumen sie so früh auf.

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Was Obersülzer Tauben so tun in dieser Winterzeit, wird nicht so deutlich. Denn: unsere Autos sind frei von ihren erdärmlichen Ausdrücken.

Jedenfalls – um diese Tageszeit sitzen einige von ihnen in 30 Meter Höhe, der untergehenden Sonne zugewandt. Wenn man ganz nah mit dem Tele herankommt, kann man sehen, dass ihre Brustfedern golden leuchten.

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Die Welt ist voller Widersprüche: Im Sommer unser wohlkotierten Autos, im Winter goldene Tauben.

Was uns eint, laut gurrende und Dixi-Klos verschmähende Tauben und uns, ist die Freude, dass es ab heute – 18:11 Uhr – unaufhaltsam wieder aufwärts geht: Die dunkelsten Tage sind vorbei.

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